Ciao a tutti 🙂
Endich ist es wieder so weit: die Weinlese in der Toskana beginnt. Für Weinliebhaber wie mich also genau die richtige Jahreszeit um meiner Lieblingsweinregion einen Besuch abzustatten.
Die Liste an ertklassigen Weinen aus der Toskana ist lang, aber für mich gibt es nichts besseres als einen guten Bolgheri. Früher noch ein Geheimtipp, heute in der ganzen Welt begehrt. Daher habe ich auch diese Region für meinen Urlaub gewählt. Nah am Meer, mitten zwischen den unzähligen Weinbergen und umgeben von der wilden Natur der Toskana. Außerdem auch perfekt gelegen, um dem ein oder anderen Weingut einen Besuch abzustatten. Mein persönlicher Favorit in der Region ist das Weingut Campo alla Sughera. Wo bis vor 20 Jahren noch Tomaten, Olivenbäume und eine Korkeiche – die Namensgeberin des Weingutes – standen, befinden sich heute ausgedehnte Weinberge und kleine Olivenhaine.
Das Tor zum Weingut steht dem Besucher eigentlich immer offen. Von der Hauptstraße, die parallel zum Meer verläuft und Castagneto Carducci mit Bolgheri verbindet, biegt man etwa auf halbem Wege rechts ab. Sobald man das Tor passiert hat und die lange Auffahrt zum Gutshof entlang fährt, scheint um einen herum die Zeit stillzustehen. Auf dem staubigen Kiesweg geht es durch lange Reihen von Weinreben, bis man im Herzen des Weingutes auf den Parkplatz des Campo alla Sughera gelangt.
Gebannt von der traumhaften Kulisse und der fast schon romantischen Atmosphäre steigen wir aus. Die heiße Luft, immerhin hat es an die 35 Grad Celsius, schlägt uns sofort entgegen und treibt uns den Schweiß auf die Stirn. Für die Weintrauben also ein gutes Wetter.
Im Innenhof des Weingutes werden wir von Francesco, dem Winemaker, in Empfang genommen. Er führt uns zuerst aus den Hof hinaus in den Weinberg hinein, wo er uns die Eigenschaften des Territoriums und die Besonderheiten des Weinberges erklärt. Auch wenn das Areal erst vor 20 Jahren bepflanzt wurde, bringt der Weinberg besonders gute Trauben und exzellenten Wein hervor.
Die Mittagshitze wird unterdessen immer unerträglicher, aber da es als nächstes in die Kellerei geht und mir der Anblick der vielen heranreifenden Weintrauben vor uns das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt, halte ich der sengenden Sonne stand. Francesco führt uns am Haus vorbei in eine, auf den ersten Blick etwas unscheinbar wirkende Halle. So wie wir, kommen nach der Lese auch die Weintrauben von den Weinbergen draußen als erstes hier an. Francesco erklärt uns, dass die frisch geernteten Trauben, nachdem sie hier eingetroffen sind, sortiert und auf einem Förderband erst angequetscht und dann in die Tanks ein Stockwerk tiefer befördert werden. Da die Lese erst in ein paar Tagen beginnt, zeigt er uns anhand von Fotos wie es aussieht, wenn die Trauben von hier aus ihren Weg zum fertigen Wein antreten.
Anschließend führt er uns über eine Stahltreppe nach unten zu den rießigen Stahltanks. Hier kommen die gequetschten und sortierten Trauben an und der Prozess der Gärung wird in Gang gesetzt. Bevor wir ganz nach unten gehen erklärt uns Francesco noch die einzelnen Schritte, die beachtet und durchgeführt werden müssen, um am Ende einen eleganten Wein zu bekommen.
Ganz unten angekommen, wie die Trauben nachdem sie die Stahltanks verlassen, passieren wir auf dem Weg zum Weinkeller einen Mitarbeiter, der die Eichenfässer in denen der Wein zur Reifung lagert, auswäscht und für die anstehende Weinlese vorbereitet. Die Vorbereitungen dafür laufen bereits auf Hochtouren, das ist hier nicht zu übersehen.
Im Weinkeller, dem Herzstück des Weingutes, angekommen spazieren wir durch lange Reihen von Eichenfässern bis wir zu einer beleuchteten weißen Kugel in einem goldenen Holzrahmen kommen. Dabei handelt es sich nicht um ein Kunstwerk, sondern um eine Alabasterkugel, wie man sie im nahegelegenen Volterra findet. Daraus werden heute noch Lampen und Skulturen gestaltet.
Auf der Suche nach Gips kam ursprünglich auch der Baustofhersteller Knauf in die Gegend und verliebte sich in den Landstrich von Bolgheri, wo von der Familie Knauf auf der Fläche des heutigen Weingutes aus dem Nichts heraus Weinreben angepflanzt und der Weinkeller angelegt wurden.
Mit so viel Wissen rund um das Grundstück bzw. den Weinberg und die Weinherstellung geht es dann zum wichtigsten Punkt der Führung: der Verkostung. Francesco führt uns in einen gemütlich und gleichzeitig elegant eingerichteten Saal, wo er eine Auswahl an verschiedenen Weinen für uns vorbereitet hat. Spätestens jetzt wird allen klar, dass der Winemaker sein ganzes Herzblut in jeden einzelnen dieser Weine gesteckt hat. Das hebt auch die Gutsleiterin Elisabeth, die sich mittlerweile auch zu uns gesellt hat, nochmal hervor.
Still und ohne die Ausführungen Francesco’s zu unterbrechen setzt sie sich zu uns an den Tisch und selbst als er das Wort an sie übergeben möchte, winkt sie ab. Der Wein ist von ihm kreiert und die Begeisterung, die er bei seiner Beschreibung an den Tag legt wolle sie nicht hemmen. Sie genießt lieber mit uns zusammen einen Schuck des Weißweines, dem Arioso und lauscht den Ausführugen ihres Winemakers. Elisabeth hat recht: wenn Francesco die Weine beschreibt ist es, als würde er von seinen Kindern erzählen. Mit allen Eigenheiten, Charakterzügen und dem ganzen Wesen beschreibt er den Wein im Glas, so dass man bereits beim ersten Schluck den Eindruck hat, den Wein in- und auswendig zu kennen. Diese Begeisterung und Leidenschaft, die alle hier im Weingut an den Tag legen, macht sich bereits beim ersten Riechen am Glas und bei jedem Schluck bemerkbar.
Egal ob Arioso, Campo alla Sughera, Adèo oder Arnione, sie schmecken alle hervorragend. Für Weinliebhaber, die gerne einen etwas preisgünstigeren aber gleichzeitig hochwertigen Wein möchten, bietet sich besonders der Adèo an. Aus Cabernet Sauvignon und Merlot gekeltert besticht er nicht nur durch seine rubinrote Farbe. Auch in der Nase punktet er mit einem fruchtigen Duft der von anfänglichen Brombeer- und Johannisbeernoten zu einer leichten Balsamiconote übergeht. Aber auch Lakritze, Leder und würzige Noten kommen durch. Im Mund liegt er mit gut durchmischten Tanninen und einer angenehmen Struktur sehr gut auf der Zunge. Insgesamt ist der Adèo ein sehr ausbalancierter und für alle Gelegenheiten passender Rotwein.
Nachdem wir alle Weine verkostet haben und uns dabei auch angeregt über die Führung und das Weingut unterhalten haben, mache ich natürlich noch einen Abstecher in den Wineshop. Wer mich kennt weiß, dass es dabei nicht nur beim Adéo geblieben ist 😉
Wer in der Toskana unterwegs ist und sich das Weingut auch gerne mal ansehen möchte, findet alle Infos zur Besichtigung, den Weinen und der Geschichte des Gutes, sowie ein Video auf der offiziellen Homepage des Campo alla Sughera: http://www.campoallasughera.com/
Und allen, die jetzt nicht in der Toskana sind, wünsche ich einen schönen Herbstbeginn, den man am besten mit einem guten Glas Wein genießt 🙂
Ciao ed a la prossima,
Miriam