Ciao a tutti 🙂
Das Pancarrè, oder Pan Bauletto wie wir es hier in Rom nennen, ist nur eines der etwa 300 verschiedenen Brotsorten Italiens. Jedes Brot eine Spezialität einer bestimmten Region, so vielfältig wie das Land selbst.
Das Besondere am Pancarrè, einem fluffigen Kastenbrot, ist, dass es sowohl getoastet und mit Marmelade zum Frühstück als auch herzhaft belegt hervorragend schmeckt. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass sich dieser Allrounder in ganz Italien größter Beliebtheit erfreut.
Eigentlich stammt dieses Brot aus dem Norden des Landes, genauer gesagt aus Turin und wurde der Überlieferung nach im 19. Jahrhundert im Caffé Mulassano, wo auch die Tramezzini ihren Ursprung haben, erfunden. Zu verdanken haben wir diesen Klassiker der italienischen Küche übrigens Piero Pantoni, dem letzten Henker der damaligen Residenz- und Hauptstadt des Königreichs Savoyen.

Mit einem Jahreseinkommen von 2.00 Lire plus Zulagen verdiente er doppelt so viel wie ein Universitätsprofessor. Von der Turiner Gesellschaft wurden er und seine Familie trotzdem gemieden wie die Pest. Niemand wollte mit dem Henker, der sich den Lebensunterhalt mit dem Töten seiner Mitmenschen verdiente, etwas zu tun haben. Es ist durchaus erwähnenswert, dass Pantoni verheiratet war und fünf Kinder hatte, denn fast alle Henker vor ihm waren ledig geblieben. Nur selten wollte eine Frau das Bett mit einem Mann teilen, der Menschen tötete.
Nicht nur der Heiratsmarkt gestaltete sich schwierig, auch alltägliche Dinge wie der Einkauf beim Bäcker um die Ecke war für Piero Pantoni und seine Familie eine Qual. Die Turiner mieden sie, ließen laut abfällige Bemerkungen auf offener Straße fallen und verspotteten den Henker ganz unverhohlen. Besonders beim Bäcker fielen Pantoni diese Sticheleien auf. Dort nämlich reichte man ihm das Brot immer falsch herum, also mit der Kruste nach unten, was Unglück bringen soll. Auch heute noch hüten sich die Italiener davor das Brot falsch herum auf den Tisch zu legen, aus Angst damit eine Katastrophe zu provozieren.
Die offene Anfeindung der Henker durch die Bäcker war zwar schon lange gängige Praxis und auch Pantoni’s Vorgänger hatten diese über sich ergehen lassen müssen, Pantoni aber wollte dies nicht länger hinnehmen. Er wandte sich an die Behörden, die diesen „Brauch“ verboten, um die offene Anfeindung des Henkers zu unterbinden. Das neu erlassene Gesetz hinderte die Bäcker jedoch nicht sich eine kreative Lösung für dessen Umgehung einfallen zu lassen. Diese erfanden einfach kurzerhand ein Brot in Form eines Ziegelsteines, das Pancarrè. Dieses war geschmacklich und von der Konsistenz her genauso weich und lecker wie das bisher übliche Brot, bot den Bäckern jedoch den Vorteil, dass sie dieses trotzdem kopfüber verkaufen konnten. Pantoni bekam von da an sein Brot immer noch kopfüber, aber in Form eines Ziegelsteines und konnte sich nicht beschweren. In dem Gesezt war nämlich von einem klassisch geformten Brot die Rede aber ein quadratisches Brot wurde dort mit keinem Wort erwähnt.
Für Piero Pantoni und seine Familie war dies natürlich niederschmetternd und trug letztenendes keineswegs dazu bei das Verhältnis zwischen dem Henker und den Bürgern Turin’s zu verbessern. Für die Nachwelt war dieser Vorfall allerdings ein Glück, denn so wurde die italienische Küche um eine Köstlichkeit reicher. Außerdem haben wir Pantoni indirekt auch die Erfindung des Tramezzino zu verdanken.
Das berühmte Caffé Mulassano, das der Überlieferung nach das Pancarrè erfand, entwickelte später auch das Tramezzino, die italienische Version des Sandwiches. Dieses wird mit dem Pancarrè hergestellt, welches dem Tramezzino seinen charakteristischen Geschmack gibt und sich mittlerweile weltweit großer Beliebtheit erfreut.

Während Piero Pantoni sein Leben lang unter der Erfindung des Pancarrè und der damit einhergehenden Demütigung zu leiden hatte, bin ich ihm sehr dankbar für seine damalige Rebellion gegen die Turiner Bäcker. Denn ohne ihn wäre die italienische Küche um eine, genau genommen um zwei Spezialitäten, ärmer. Und wer genauso gerne wie ich ein Tramezzino und dazu ein Gläschen Wein genießt, weiß wovon ich spreche.
Das Pancarrè schmeckt übrigens nicht nur super lecker, man kann es auch ganz leicht zuhause selbst backen. Das genaue Rezept des italienischen Allrounders erfahrt ihr dann in meinem nächsten Beitrag 😉
Ciao ed alla prossima volta!
Miriam
Das Sandwich schaut mega lecker aus 🙂
Danke Blackcasper. Ich persönlich liebe Tramezzini als Snack zwischendurch 😉