Ciao a tutti!
Es ist einer dieser Sommertage, wo die Sonne scheint, eine laue Brise weht und man am liebsten den ganzen Tag am Wasser verbringen möchte. Das haben sich auch all die Urlauber gedacht, die am Kalterer See munter im kühlen Nass planschen. Wir lassen den See jedoch links liegen und nehmen den Weg nach Eppan zum Bioweingut Thomas Niedermayr. Auf einer engen Straße, die lediglich Platz für ein Auto bietet, geht es bergauf, bis wir schließlich am Ende der Straße am Hof Gandberg ankommen. Der kleine und auf den ersten Blick eher unscheinbare Hof ist die Heimat ausgezeichneter südtiroler Bioweine.
Hühner gackern, eine Katze läuft über den Hof und Insekten schwirren durch die Luft. Vom Weinberg selbst ist jedoch auf den ersten Blick noch nichts zu sehen. Das soll sich aber gleich ändern. Thomas, der Winzer, begrüßt uns und führt uns über den Hof, am Gemüsegarten vorbei, in den Weinberg. Der sieht so ganz anders aus als alle herkömmlichen Weinberge, die ich bisher in Italien gesehen habe. Zwar sind die Reben auch in langen Reihen gepflanzt und ziehen sich den Hang hinauf, aber alles ist satt grün und zwischen den Reihen wächst, gedeiht und blüht es. Hier ist Leben, überall so weit das Auge reicht. Kahle Erde, wie sonst zwischen den Reihen, sucht man hier vergebens. Dass dieses Weingut anders ist, kann man nicht übersehen. Und das nicht nur weil es ein biologischer Betrieb ist.



Lässt man den Blick über die Reihen schweifen, so sieht man nicht nur eine herrliche Bergwand auf der einen und einen exzellenten Talblick auf der anderen Seite, sondern stellt fest, dass an Pfosten in den Reihen auch Vogelhäuschen und Brutkästen angebracht sind. Hier sollen sich nicht nur Weinliebhaber, sondern vor allem die Natur und Tierwelt wohl fühlen, erklärt Thomas. Beides zu erhalten und gleichzeitig ein hochwertiges Produkt herzustellen, treiben den südtiroler Winzer an.
Während wir uns etwas weiter in den Weinberg hinein wagen, erklärt er uns auch, was da so schön wächst zwischen den Reihen. Hier sind Kartoffeln, Getreide und Gras angepflanzt. Durch die Bepflanzung bleibt die Erde rund um die Weinreben feucht und das wertvolle Wasser bleibt auch in heißen Monaten bei den tief liegenden Wurzeln der Weinstöcke, statt zu verdunsten. Außerdem lockern die eher flachen Wurzeln von Getreide und Gras bzw. die Kartoffeln, die Erde zwischen den Reihen auf. Klarer Pluspunkt im Vergleich zu herkömmlicher Bewirtschaftung von Weinbergen. Aber nicht nur das. Auch die Tierchen im Erdreich, die sich nur wegen dieser Bepflanzung halten können, tragen zu einem gesunden Ökosystem im Weinberg bei. Das ist ein wichtiger Punkt für Thomas Niedermayr. Er bleibt in einer der Reihen stehen, bückt sich und zieht behutsam an einem Büschel Gras, bis sich dieses zusammen mit einem Klumpen Erde löst. Vorsichtig dreht er den Brocken in seinen Händen, so dass die bräunlich-helle Erde nach oben zeigt. „Schaut mal wie viel Leben hier drin steckt“ sagt er und zeigt mit einem Finger auf einen Regenwurm. Bei genauerer Betrachtung sieht man noch viele andere kleine Organismen, die sich in der Erde sichtlich wohl fühlen. Thomas nickt und sagt: „Und jetzt riecht mal. Wie das duftet!“. Das lasse ich mir natürlich nicht zwei Mal sagen und halte meine Nase so nah wie möglich daran. Es riecht in der Tat fantastisch. Erdig, frisch, etwas holzig und doch leicht. Einfach nur gut. Spätestens jetzt wundert es mich nicht mehr, dass sich Tiere und Natur hier so wohl fühlen. Behutsam legt Thomas den Erdbrocken wieder zurück und drückt ihn leicht fest.

Er lässt den Blick über seinen Weinberg talabwärts schweifen und erzählt mit ruhiger Stimme, wie wichtig ihm biologische Landwirtschaft ist und wie er mit seinem Weinberg einen Beitrag dazu leistet. Er steht voll und ganz hinter dem Konzept und findet es schade, dass die Verbraucher oft keinen Wert darauf legen, wie das Produkt, in seinem Fall der Wein, produziert wurde. Mit seinem Weingut möchte er nicht nur zu einem ausgewogenen Ökosystem beitragen, sondern auch erstklassige Weine produzieren. „Wichtig ist mir, dass der Wein den Boden und den Charakter des Landes, auf dem er wächst, ausdrückt. Ich möchte einen Wein herstellen, der eine Erinnerung weckt und bei dem man beim Trinken ein Gefühl von Zuhause hat“ sagt Thomas. Das ist dann auch das Stichwort für die Weinverköstigung.
Zurück am Hof lassen wir uns im Garten an einem großen, einladendem Tisch nieder. Das darüber aufgespannte Segeltuch wirft einen angenehmen Schatten. Insgesamt neun verschiedene Weine erwarten uns. Wir starten mit einem Schluck Freistil, einem Schaumwein, der sich hervorragend zum Aperitif eignet und mit seiner Gärung auf der Hefe etwas vom französischen Champagner hat. Mit dem Summ probieren wir anschließend einen spritzigen Weißwein. Angenehm leicht und frisch kommt dieser daher. Über Weissburgunder, Sauvignier Gris, Sonnrain und Solaris gelangen wir beim Bronner an. Ebenfalls ein Weißwein, aber mit einer solch ausdrucksstarken Note, wie ich sie bisher noch nie bei einem Weißwein geschmeckt habe. Er ist überraschend rassig und wartet mit einem markanten Geschmack auf, ist dabei jedoch trotzdem geschmeidig im Gaumen. Eine leichte Heunote, untermalt von mediterranen Gartenkräutern, zeichnen den Bronner aus. Würzig, salzig, mineralisch ist er, während die Heunote alles untermalt. Ein bisschen muss ich bei diesem Wein auch an Honig denken und irgendwie erinnert er mich an meine Kindheit. An draußen herumtollen, barfuß durchs Gras laufen und über Heuhaufen hüpfen, bevor der Bauer das Heu einbringt. Thomas hat sein Ziel mit diesem Wein definitiv erreicht. Ich fühle mich zuhause und schwelge in Erinnerungen.


Auch der darauffolgende Abendrot braucht sich aber nicht verstecken. Mit seiner rötlichen Bernsteinfarbe ist er im Glas schon außergewöhnlich. Als ich höre, dass er aus den Trauben des Sauvignier Gris gekeltert wird, werde ich neugierig und frage nach. Immerhin handelt es sich dabei um einen Weißwein. Der Abendrot hingegen ist eher aprikotfarben. Den Unterschied macht die rötliche Schale der Trauben. Diese bleibt beim Abendrot erst mal dran und wird mit vergoren. Der Name ist bei diesem Wein Programm. Bei dem gehaltvollen, samtigen Wein habe ich tatsächlich gleich einen Sonnenuntergang im Kopf und sehe mich schon mit einem Gläschen das Abendrot genießen.
Den Abschluss unserer Verköstigung macht der Gandfels, der einzige Rotwein im Sortiment. Mit seiner samtig-weichen Struktur und einem Duft von dunkler Schokolade, Kirschen, schwarzen Johannisbeeren und einem Hauch Nelke ist er in der Nase schon eine wahre Freude. Beim ersten Schluck ruft meine italienische Begleitung „È una bomba!“, er ist eine Geschmacksexplosion. Mit seiner harmonischen Tanninstruktur und Noten von Wacholder und Lorbeer ist der Gandfels tatsächlich eine Bombe an Geschmack im Mund.
Nachdem wir jetzt alle Weine und das Terrain auf dem er wächst kennen, fehlt noch der Rundgang durch den Weinkeller. Dieser empfängt uns mit einer angenehmern Kühle, die mir nach der Sonne draußen erst mal einen Schauer über den Rücken laufen lässt. Wie in anderen Weinkellern auch, liegen die Fässer hier nebeneinander und übereinander gestapelt. Allerdings haben sie teilweise Sprüche oder Bemalung aus Kreide drauf, was mich zum Schmunzeln bringt. Ich war bereits beim Betreten des Weingutes und der biologischen Bewirtschaftung vom Weingut Thomas Niedermayr überzeugt, aber der Weinkeller macht das Weingut gleich nochmal sympatischer.


Bevor wir uns wieder zurück zum Auto machen, schlage ich noch so richtig zu und decke mich mit einigen Flaschen dieser exzellenten Bioweine ein. Immerhin sind die Weine super lecker und der Sommer ist lang. Da müssen schon einige Flaschen Weißwein her.
Wir verabschieden uns von Thomas, der sich erst mal zusammen mit seiner Familie und den Mitarbeitenden eine Stärkung gönnt, bevor alle nach dem Essen wieder im Weinberg anpacken. Wir lassen die Hühner und die Katze hinter uns, steigen ins Auto und nehmen mit unserem Wein im Gepäck die enge Straße talabwärts. Als wir unten im Dorf wieder auf einer zweispurigen Straße ankommen und andere Autos sehen, ist es fast, als ob wir gerade von einem magischen, in sich ruhendem Ort zurück in die Wirklichkeit gekommen wären.
Auch wenn der Sommer mittlerweile schon vorbei ist, aber ein Fläschen Wein geht immer. Wenn ihr also mehr über das Weingut Thomas Niedermayr und dessen super leckere Bioweine erfahren wollt, dann schaut einfach mal auf der Website vorbei: http://www.thomas-niedermayr.com/de Und alle die zufällig mal in Südtirol sind, finden im Meraner Weinhaus das gesamte Sortiment der Thomas Niedermayr Weine.
Ich lasse mir jetzt noch ein Glässchen des Bronner, meinem absoluten Lieblingswein des Weingutes , schmecken und verabschiede mich für heute von euch.
Alla prossima,
Miriam