Ciao a tutti!
Wer mich kennt weiß, dass ich für eine Pizza Napoletana auch mal den Schnellzug von Rom nach Neapel nehme. Die drei Stunden Fahrt mit dem Italo sind es mir durchaus wert. Und natürlich gibt es dann nach der Pizza noch den weltbesten Espresso und einen kleinen Spaziergang am Hafen mit Blick auf den Vesuv und die Bucht von Neapel.
Da ich aber nicht immer in den Süden fahren kann und auch des Öfteren in Norditalien, genauer gesagt in Südtirol, unterwegs bin, habe ich mich natürlich auch dort nach einer neapolitanischen Pizza umgesehen. Und was soll ich sagen… Es gibt sie, die authentische Pizza Napoletana. Allerdings habe ich sie nicht in einer Pizzeria gefunden, sondern im Biergarten Kaltern.
Mein Schwager, der selbst aus Apulien in Süditalien kommt, gab mir den Tip. Anfangs dachte ich, er erlaubt sich sicher einen Scherz mit mir. Als ich dann aber in dem überfüllten Biergarten, wo Familien mit Kindern zum Sonntagsausflug gekommen waren und es zugegebenermaßen super laut war, einen Kellner mit Pizzen vorbeilaufen sah, wusste ich, es stimmt. Hier gibt es sie wirklich, die Pizza Napoletana.
Beim Blick in die Speisekarte präsentierten sich mir nicht nur typische Gerichte Südtirols wie Schweinebraten oder Schlutzkrapfen, sondern auch eine große Auswahl an Pizzen. Damit auch die Einheimischen nicht zu kurz kommen, kann man zwischen klassischer Pizza oder der Napoletana wählen. Diese zeichnet sich durch den „bordo alto“, also den hohen und breiten Rand aus und ist etwas dünner als die Pizzen in Deutschland.
Bei meinem ersten Besuch des Biergarten Kaltern war ich zugegebenermaßen skeptisch und war mir sicher, dass mein Schwager übertrieben hatte. Als sie dann aber vor mir stand, dampfend, frisch aus dem Ofen, mit hohem Rand und leckerem Belag, wusste ich, dass meine Zweifel total unbegründet waren. Die Pizza aus Kaltern kann durchaus mit der von Sorbillo in Neapel mithalten. Ein weiteres Plus ist die kurze Wartezeit. Bei Sorbillo dauert es wegen des großen Andrangs meist ein bis zwei Stunden, bis man es überhaupt ins Lokal geschafft hat. Hier in Kaltern habe ich meine Pizza innerhalb einer halben Stunde und sie ist geschmacklich genauso hochwertig. Kein Wunder, denn Carlo, der Pizzabäcker, ist echter Neapolitaner und nahm 2018 sogar an der Pizzaweltmeisterschaft teil. Für ihn ist das Pizzabacken eine echte Passion und seine Ansprüche an die Pizzen und an sich selbst sind sehr hoch. Das merkt man, denn seine Pizza Napoletana ist die beste, die ich außerhalb Neapels bisher gegessen habe und ich esse wirklich viel Pizza.



Obwohl im Biergarten immer Hochbetrieb herrscht, nimmt Carlo sich gerne auch Zeit, um über sine Leidenschaft zu reden. Er ist Neapolitaner durch und durch und erzählt stolz, dass er direkt im Zentrum, an der Piazza Dante, auf die Welt kam. Sein neapolitanisches Erbe hält er hoch und kümmert sich deshalb persönlich um alles, was die Pizzen angeht.
Da ich als Deutsche ja nur bedingt Ahnung von den Feinheiten der italienischen Küche habe, komme ich das nächste Mal mit meiner Schwester, meinem süditalienischen Schwager und Freunden aus Kampanien zu Carlo in den Biergarten. Er verspricht uns eine echte Meeresfrüchtepizza wie man sie normal nur in Neapel findet. Ich erkundige mich bei den Süditalienern in unserer Runde, was genau eine solche Pizza ausmacht. Natürlich sind es die Frische und Qualität der Meeresfrüchte. Allerdings wird sie auch anders zubereitet als wir es aus Deutschland kennen. Die Muscheln bleiben in der Schale und werden frisch in der Pfanne gebraten, bis sie sich öffnen und dann erst kommen sie auf die Pizza. Die übrigen Zutaten werden auch kurz angebraten und dann zusammen mit den Muscheln auf der Pizza mit Tomatensauce verteilt. Dazu gibt es eine geviertelte Zitrone, die man dann frisch über der Pizza ausdrückt. Dadurch dass lediglich Tomatensauce auf der Pizza ist und kein Mozzarella, kommen die Meeresfrüchte so richtig zur Geltung.

Nachdem ich schon ein Viertel meiner Pizza verputzt habe frage ich Maria neben mir, ob die Pizza denn auch in ihren Augen authentisch ist. Sie grinst und antwortet, dass sie seitdem sie zuletzt in Napoli war keine so gute und echt neapolitanische Pizza mehr gegessen habe. Da hatte mein Schwager also nicht zu viel versprochen, als er mir den Tip gab in den Biergarten Kaltern zu kommen.
Nachdem wir uns die Pizza haben schmecken lassen und uns noch ein Gläschen Weißwein genehmigt haben, schaut Carlo noch kurz vorbei. Er ist gespannt auf unser Urteil und freut sich, dass seine Pizza Frutti di Mare so viel Lob bekommt. Carlo gibt noch ein bisschen was von seinem Insiderwissen preis, beispielsweise, dass in Italien mehr Mozzarella auf die Pizzen kommt als in Deutschland, und kehrt dann wieder zurück an den Pizzaofen.
Bevor wir dann zu etwas späterer Stunde aufbrechen, schauen wir nochmal bei Carlo vorbei. Nachdem ich ihm von meinem Blog erzählt habe, möchte er unbedingt ein Foto von uns vor dem Pizzaofen machen. Auch wenn er damals nicht Weltmeister wurde, so ist er für mich doch einfach der beste Pizzaiolo und ich nutze jede Gelegenheit auf eine Pizza Napoletana bei Carlo im Biergarten Kaltern, die sich mir bietet.

In diesem Sinne: Buon appetito ed alla prossima volta!
Miriam